Das Grabmal / Teil 2

Diese Grabplatten, eine besondere Gruppe der Grabmäler, wurden entweder aus Marmor, Sand- und Kalkstein, Granit, Schiefer etc. oder aus Metall (Messing, Bronze) gefertigt. Die metallenen Grabplatten, in welche die Darstellungen entweder eingraviert, oder auf denen sie in erhabenem Guss angebracht wurden, finden sich noch häufig in norddeutschen (pommerschen und lübischen) Kirchen. Als der Raum auf den Fußböden der Kirchen zu mangeln begann, wurden die Grabplatten an den Wänden und Pfeilern der Kirchenschiffe und Kapellen aufgerichtet und befestigt. Ein Gleiches geschah auch später mit solchen in den Fußboden eingelassenen Grabplatten, welche man vor der völligen Zerstörung durch Fußtritte schützen wollte.
Die gotische Kunst fügte zu dem Sarkophag oder der Tumba noch einen Baldachin hinzu, welcher, tempelartig ausgebildet, bisweilen mit einer Unzahl von Figuren und Reliefs geschmückt wurde (Sebaldusgrab von Peter Vischer in Nürnberg). Auf dem Sarkophag lag gewöhnlich die Porträtfigur des Verstorbenen in vollem Waffenschmuck, in Fürstentracht, Ornat u. dgl. und zu ihren Füßen ein Tier, welches entweder dem Wappen entlehnt war, oder eine Tugend symbolisierte. Die minder bevorzugten Gemeindemitglieder wurden außerhalb der Kirche, aber in unmittelbar an dieselbe grenzendem Terrain (Kirchhof) begraben, wo man ihnen ebenfalls Grabsteine errichtete, die oft an den Kirchenmauern befestigt wurden.
Mit der wachsenden Ruhmsucht des Individuums, welche sich mit dem Beginn der Renaissance zuerst in Italien entwickelte, wuchs auch der Grabmälerluxus. Die italienischen Kirchen und Klöster sowie die Hallen der Friedhöfe (Campi santi in Pisa und Florenz) sind voll von prächtigen, oft von ersten Meistern ausgeführten Grabmälern. Päpste und Fürsten wetteiferten in der Errichtung von prunkvollen Grabmonumenten, mit deren Ausführung bisweilen schon bei Lebzeiten derer, für welche die Grabmäler bestimmt waren, begonnen wurde (Grabmäler der Päpste in St. Peter zu Rom, Michelangelos Grabkapelle der Mediceer in Florenz). Die Grabmäler waren teils Sarkophage mit den schlafenden oder betenden Figuren der Toten, teils Freibauten mit Baldachinen, Kuppeln u. dgl. m. (Grabmal Kaiser Maximilians in Innsbruck), teils architektonisch gegliederte, durch Nischen, Statuen und Reliefs belebte fassadenartige Aufbauten, welche an die Wände gelehnt wurden (Dogen- und Patriziergrabmäler in Venedig). Letztere Gestalt der Grabmäler wurde besonders im 17. und 18. Jahrh. von der Barock- und Rokokokunst weiter ausgebildet und zu üppigstem, völlig weltlichem und bis zur Geschmacklosigkeit überladenem Prunk getrieben (Grabmal Moritz‘ von Sachsen in Straßburg). In neuerer Zeit werden Grabmäler in Kirchen nur für fürstliche Personen oder zum Ehrengedächtnis berühmter Männer (Pantheon zu Rom, Westminsterabtei zu London) errichtet. Daneben werden auch isolierte Ruhestätten für Mitglieder von Fürstenfamilien in Gestalt von Kapellen mit Grabmälern angelegt (Mausoleen zu Charlottenburg bei Berlin, Herrenhausen bei Hannover).
Eine besondere Form haben auch die alten Inder ihren Grabmälern gegeben, indem sie über den Gräbern glockenförmige Hügel (Topes) wölbten, die von Säulen umgeben und mit Steinbildwerken gekrönt wurden. Die Muslime zeichneten die Gräber ihrer Fürsten, Propheten und Heiligen durch große oder kleine Grabmoscheen mit Denksteinen aus.