Ein geliebter Mensch ist nie wirklich fort. So lange wir seiner liebevoll gedenken, bleibt er Teil unseres Lebens. Die hingebungsvolle Grabgestaltung, die Besuche an der Grabstätte und die regelmäßige Pflege der Grabbepflanzung können wertvolle Momente des Erinnerns und der Respektbezeugung sein. Doch wie können ”sprechende Grabsteine” zu dieser Erinnerungskultur beitragen?
Was sind ”sprechende Grabsteine”?
Was zu großen Teilen unser tägliches Leben bestimmt, ist nun auch auf unseren Friedhöfen angelangt. So können QR-Codes in den Grabstein graviert werden, um Zugang zu online hinterlegten Inhalten zu gewähren. Ein solcher QR-Code wird üblicherweise auch von den Friedhofsverwaltungen als Grabmal-Inschrift bewertet, sodass kaum Konflikte hinsichtlich der Friedhofsordnungen auftreten. Die ursprünglich aus Japan stammende Idee der „sprechenden Grabsteine“ eröffnet somit eine neue Art der Trauerkultur: Hinterbliebene gestalten eine individuelle Gedenk-Homepage, welche durch das Scannen des gravierten Codes einsehbar wird.
Welche Vorteile bietet der QR-Code auf dem Grabstein?
Eine liebevoll gestaltete Gedenkseite kann eine wertvolle Möglichkeit der gemeinsamen Anteilnahme sein – auch und gerade wenn sich Verwandte, Freunde und Angehörige auf verschiedenen Kontinenten dieser Welt aufhalten. Informationen, Erinnerungen oder Gedanken können stetig im gemeinschaftlichen Austausch anpasst und fortgeschrieben werden. Auf diese Weise schaffen „sprechende Steine“ eine (inter-)aktive Kultur des Trauerns. Menschliche Unterstützung wird geschaffen, ein Gedenken an den verlorenen Menschen geteilt und getragen. Insbesondere die jüngere Generation, die mit digitalen Inhalten aufgewachsen ist, macht zunehmend Gebrauch von solcherlei Angeboten. Friedhof-Apps, die die Trauernden zum Grab führen, weisen an dieser Stelle bereits auf einen beginnenden Trend hin – und verknüpfen das Digitale mit dem real Greifbaren.
Welche Folgen ergeben sich aus einer digitalisierten Grabgestaltung?
Die Trauerkultur des 21. Jahrhunderts erfährt tiefgreifende Veränderungen. Aufkommende, digitale Gestaltungsformen schaffen neuen Raum für das individuelle Gedenken. Auf der anderen Seite kann ein ständiges Beschäftigen mit digitalen Inhalten auch den Prozess des Trauens verlängern – und somit das Weiterleben mit dem Verlust erschweren. Eine bleibende Grab-Inschrift, für die Ewigkeit gedacht, erdet dagegen die Trauererfahrung und verankert sie in der realen Welt. Es schließt sich hier die Frage an, wie unsere digitalisierte Welt in Zukunft kulturell mit dem Thema ”Sterblichkeit/Unsterblichkeit” umgehen wird.
Letztendlich ist die Entscheidung für oder gegen einen QR-Code eine sehr Persönliche. Wir beraten Sie jederzeit gerne, ob diese Option für Sie eine gute Variante darstellt.